FOBO – Die Angst davor Entscheidungen zu treffen
Gestern war ich auf einem italienischen Markt. An vielen Ständen hingen diese Kleider, die mir schon vor ein paar Monaten so gefielen. Alle waren bunt gemustert und auf ihre Art schön. Aber bei mir ist es oft so, dass ich mich nicht entscheiden kann. Immer dann, wenn das Angebot zu groß und unübersichtlich wird. Dieses Phänomen hat sogar einen Namen: FOBO – Fear of better options, also die Angst vor besseren Optionen. Die Auswirkung von FOBO ist meistens, dass wir immer entscheidungsunfähiger werden. Vielleicht kaufe ich jetzt hier ein Kleid, und drei Stände weiter ist eins, das mir noch besser gefällt.
Ich ging zum inzwischen bestimmt sechsten Mal nun also ohne Kleid in der Tasche vom Markt. Und mir wurde mir schlagartig klar: Auch das war eine Entscheidung! Manchmal lassen wir Anmeldefristen verstreichen. Oder wir lassen Verabredungen solange offen, bis sich die Freund:innen anderweitig verabredet haben. Und all das sind auch Entscheidungen! Nur ist die Zeit bis zur Anmeldefrist oder zur potentiellen Verabredung oft mit Grübelei, Pro und Contra-Listen oder anderweitig verschwendet.
Was steckt eigentlich hinter FOBO und wie bekomme ich diese Angst in den Griff?
1. Die vielen Optionen
Wir haben ein Luxusproblem! Egal, ob sich es sich um Kleider, Autos, Drucker oder Gesichtscremes handelt, es gibt eine riesige Auswahl. Manche Menschen haben Spaß, sich mit den ganzen Sachen zu beschäftigen und zu recherchieren. Ich persönlich gehöre nicht zu dieser Gattung. Mir wäre es oft am liebsten, es gäbe nur zwei Optionen. Bei zu viel Auswahl ist für mich oft die beste Option, Freund:innen zu fragen. Manche gehören zu der oben genannten Gattung und haben schon recherchiert und sich bestenfalls sogar entschieden. Oder ich treffe die Entscheidung, mich eben für gar keine der 1000 Optionen zu entscheiden. Wichtig ist: Es dann auch als Entscheidung zu sehen.
2. Kein klares Ziel vor Augen
Seneca hat gesagt: „Wer den Hafen nicht kennt, für den ist kein Wind ein günstiger.“ Das bedeutet, wenn du noch orientierungslos bist, kannst du dich nicht auf dein Ziel fokussieren. Mach es also wie bei der Wohnungssuche. Da ist meist klar, ob man 2 oder 3 Zimmer, ein Haus oder eine Wohnung, Garten oder Balkon haben möchte. In unseren Gesprächen mit Interessent:innen erleben wir oft eine – durchaus verständliche – Unentschlossenheit. Dabei geht es um die Fragen: „Will ich weiter eine Arbeit machen, die vielleicht sicher ist, mich aber nicht erfüllt? Oder gehe ich raus aus der Komfortzone? Als Belohnung übe ich einen Beruf aus, der mir wirklich Spaß macht und den ich für sinnvoll halte?“ In den Beratungsgesprächen schaffen wir z.B. dann gemeinsam ein Bild von dem, wie alles im Alltag umgesetzt werden könnte. Das Ziel wird dadurch klarer und spürbarer. Nur, wenn das Ziel klar ist, weiß ich, ob ich da überhaupt hin möchte. Verbunden mit dem Ziel solltest du dir zwei Fragen stellen. Zum einen: „Was gewinne ich, wenn ich das Ziele erreiche? Zum anderen: „Was verliere ich?“
3. Kopf vs. Herz bzw. Bauch
Es gibt Menschen, die eine Sache immer wieder durchdenken. Sie legen Pro- und Contra-Listen an, drehen sich trotzdem im Kreis und treffen keine finale Entscheidung. Denn sie spüren, dass manche Entscheidungen eben nicht dem Kopf überlassen werden sollten. Wir sprechen so oft mit Interessent:innen, deren Herz oder Bauchgefühl sagt, dass Kinder- und Jugendcoaching genau das ist, was sie tun wollen. Auf der anderen Seite macht ihnen aber z.B. die Selbstständigkeit Angst. Der Kopf, oder auch Freund:innen und Bekannte, gießen Öl ins Feuer. Sie sagen, dass das doch alles zu unsicher ist. Und sie fragen, ob Eltern dafür wirklich Geld ausgeben und wie man an Kinder rankommen soll. Unser Tipp: Durchdenke solche Entscheidungen gut, vertraue letzendlich aber auf dein Bauchgefühl.
4. Blockierende Glaubenssätze
Und wie so oft im Leben stolpern wir – besonders bei größeren Entscheidungen – auch schon mal über unsere Glaubenssätze. „Ich bin nicht gut genug“. „Ich schaffe das eh nicht mit der Selbstständigkeit“. „Ohne Vorerfahrung nimmt mich keiner ernst“. Dies ist nur eine kleine Auswahl von Glaubenssätzen, die wir sehr oft hören. Diese Gedanken, die wir als wahr empfinden, haben einen großen Einfluss auf unsere Entscheidungen. Sie filtern das, was wir sehen und empfinden. Wenn du also bei einer Entscheidung gar nicht weiterkommst, schau genau hin. Möglicherweise gibt es irgendeinen Glaubenssatz, der dir den Mut nimmt, diese Entscheidung zu treffen.
5. Und manchmal braucht man einfach einen Schubs.
Setz dir selber eine Frist, bis wohin du eine Entscheidung getroffen haben möchtest. Und tu bis dahin alles, was es für dich leichter macht, diese Entscheidung zu treffen. Triff z.B. eine Vorentscheidung, indem du die Optionen einschränkst. Sortiere schon mal das aus, was nicht in Frage kommt. Setz dir ein klares Ziel, überprüfe deine Glaubenssätze und vertrau auf dein Bauchgefühl.